
„Mama, mach mal was für Dich, dann bist Du wieder fröhlich!“, so sagt es meine Tochter am Abendbrottisch ganz sachlich zu mir. Das sitzt. Es ist brutal. Brutal ehrlich und es stimmt!
Ich bin mal wieder in dem Hamsterrad von „Ich muss noch das machen, dann noch das, und dann – erst dann kann ich mir etwas Zeit für mich nehmen…“. Dann ist es allerdings meistens zu spät und meine Laune ist im Keller.
Meine Kinder wissen, dass ich, so wie sie übrigens auch, Zeit für mich brauche, damit meine Tanks aufgefüllt werden. Me-time nennen wir das, und jedes Kind darf diese Zeit einfordern und dann ungestört spielen, lesen, einfach allein sein. Und auch ich nehme mir diese Zeit immer wieder, damit ich neue Kraft und Inspiration habe, für meine Familie da zu sein. Aber manchmal nicht rechtzeitig genug und manchmal unterliege ich auch dem Fehlglauben, dass ich unabkömmlich bin und dann verzichte ich darauf und das endet meistens nicht gut, denn eine schlecht gelaunte Mama ist kein Spaß – davon können meine Kinder und mein Mann ein Lied singen.
Neulich waren wir alle auf dem Berg. Im Schnee. Meine älteste Tochter hatte Skikurs und alle kamen mit. Inklusive meiner Skier. Die blieben allerdings im Auto, denn erstmal wurden die Kinder versorgt und bespaßt. Die Kleinste schlief noch. Und ich wäre so gerne gefahren, dachte aber, das ist jetzt egoistisch, das geht nicht, ich muss mich kümmern und da sein für die anderen. Während wir im Bergrestaurant auf der Terrasse saßen, wanderte mein Blick auf den sonnigen Hang, den Schnee und mein Herz wurde ganz eng und klein. Ich sehnte mich nach dem Gefühl, frei den Hang hinunterzufahren. Ich seufzte und aß meine Pommes. Mein Mann sagte: „Geh doch, fahr eine Runde“.
Als ich dann, die Skier unter den Füßen, mit dem Lift nach oben fuhr und der Wind mir ins Gesicht blies, hatte ich das Gefühl, als wenn mein Herz entknittert würde, um es mal ganz wörtlich auszudrücken. Es kam wieder Luft hinein, Luft und Leben.
„Mehr als alles, bewahre Dein Herz, denn aus ihm kommt das Leben“ heißt es in den Sprüchen. Und das ist so wahr. Mein Herz, dein Herz ist schön, und wir haben die verantwortungsvolle Aufgabe es zu bewahren und darauf aufzupassen. Als Mama vergessen wir manchmal, dass unser Herz genauso wichtig ist, wie die Herzen von jedem unserer Kinder und stellen uns hinten an. Und auch wenn wir die Aufgabe haben, unsere Kinder zu versorgen, sind wir ihnen auch darin ein Vorbild uns auch um uns selbst gut zu kümmern, unsre eigenen Bedürfnisse ernst zu nehmen.
Ich war am Ende nur eine halbe Stunde auf dem Hang, aber es hat einen Unterschied gemacht, es war Zeit für mich. Weil ich es wert bin.